Besuch am Mount Kenia

Durch die offene Bauweise des Hotels (alle Zimmer haben nur zu Innenhof Türen und Fenster) hat man fast rund um die Uhr Unterhaltung. Die Küche hört man genaustens, ebenso wie alle Leute, die ins Bett gehen und wenn sie dann noch an Flur telefonieren, dann stören sie auf einen Schlag alle Anwesenden nicht nur den Partner im Bett. In der Früh wird zeitig geputzt, aus dem unfertigen 2. Stock kommen die Angestellten herunter und die Küche wacht auch auf.

Nach einem ausgiebigen, gemütlichen Frühstück fuhr ich in einem langen Umweg nach Meru, Touristenattraktion am Fuß des unsichtbaren Mt Kenia. Dieser ist sehr zurückhaltend, er ist immer verschleiert, wie eine moslemische Frau. Aber außen herum gibt es eine Straße und man kann die Wolken anstarren, hinter denen er grollt. Und natürlich ist dieser Berg der Wohnsitz der lokalen Götter. Sie sitzen da oben und beobachten das Unterhaltungsprogramm, das wir ihnen da unten bieten.

Alle Menschen, mit denen ich mich den ganzen Tag unterhielt, begrüßten mich als Mann. Hilft da vielleicht ein rosa Schleiferl auf dem Helm?

Hier im Norden ist (Trink)Wasser ein riesiges Problem, weiß es schon sehr trocken ist. Es muss in Kanistern von weit her geholt werden.Esel, Schubkarren, aber vor allem Kinder sind für den Transport zuständig. Die Kontainer stehen in langen Schlangen vor der Wasserstelle (Tank) und geduldig werden sie immer weiter geschoben. Völlig unklar war mir, wo denn das Tankwasser herkommt, denn der muss ja auch immer wieder aufgefüllt werden.Aber dann sah ich einen Tanklastwagen, Aufschrift „Clean Water“, der bei einem fast stehenden Bachlauf stand und die braune Brühe in den Tank pumpte. Clean garantiert nicht, und wie hoch der Wasseranteil bei der Brühe ist, bleibt unklar.

Ich kann mir gut vorstellunen, dass bei dieser Mühe bei der Wasserbeschaffung höchste Sparsamkeit waltet. Persönliche Hygiene, Wäsche waschen – das alles ist schon fast Verschwendung, wen jeder Tropfen Wasser her getragen werden muss. Und trotzdem sind die Leute sauber, auch die Kleidung ist sauber, natürlich nicht bei der Feldarbeit. Und entland der großen Straßen hat man dann ganz besondere Anblicke: eine junge Frau, schick gekleidet, blond gefärbte Haare, ganz spitze High Heels, stöckelt da durch den Staub und trägt eine Kanne Wasser zu ihrer Blechhütte.

In und nach Meru suchte ich ein Hotel oder Restaurant zum draußen sitzen und Tee trinken. Lange nichts gefunden, bis dann ein Hotel auftauchte, es wird offenbar nur von Afrikanern besucht. Mich begrüßten zwei Gäste ganz begeistert, versicherten mir ewige Freundschaft zwischen K und Dtld und fuhren dann in ihrem VW davon – sturzbetrunken. Das kommt hier offenbar oft vor. Die aktuellen Online Zeitungen berichten, dass letzte Woche eine Gruppe zu einer Beerdigung gefahren ist. Frontalzusammenstoß! Der Pastor, seine Frau und noch einer: tot. Pastors Sohn schwer verletzt im Krankenhaus. Nur der Leiche geht’s gut. Wenigstens einer…

Der Fahrer des anderen Wagens war auf die Gegenfahrbahn gekommen. Es war ein katholischer Priester, der sich nach dem Unfall sofort vom Acker gemacht hatte, er war nämlich besoffen. Inzwischen hat man ihn…