Die Homa-Bucht in Kenia

Wieder ereignisreicher Tag. Ich wollt nach Tabaka. Dort machen die Leute aus dem weichen Soapstone (Specksteim) alle möglichen Sachen, Tiere, Untersetzer, Figuren… Und genau das wollte ich sehen. Zuerst die A1, meist geteert, dann rechts ab, Schotterstraße. Und endlich erreichte ich den Ort. Gleichzeitig verschwand die Straße, übrig waren nur noch Dreckhaufen, Steine, tiefe Mulden – alles was das Herz begehrt. Ich hielt an um zu überlegen, ob ich mich blamieren und umkehren sollte, oder mich blamieren sollte, weil ich beim Weiterfahren garantiert umfallen würde.

Aber noch vor ich da zu irgendwelchen Gedanken kam, war ich umringt von der größten Menschenmenge, die ich je um mich hatte. Einer hatte einen Blaumann an und sprach viel mit mir. Schließlich fragte er mich, ob ich ein Problem hätte. Ich erzählte ihm vom zweiten Seitenspiegel, zeigte ihm den schon montierten. Er versicherte mir, dass er das machen könnte und dabei wirkte er recht glaubwürdig. Also holte ich den Spiegel aus dem Seitenkoffer, derweilen holte er den „Spanner Man“ – den Schlüsselmann.

Und noch während ich dem die verschieden drehenden Schrauben erklärte, hatte er die obere Schraube schon gelockert. Spiegel eingeschraubt. Mit den Muttern fixiert – Problem gelöst. Ich gab ihm 1,5 Euro und er war hochzufrieden. Und dann fand ich noch ein Käppi, das er stolz aufsetzte. Sofort sagte einer, ich solle ihm doch auch ein Geschenk geben. Aber ich wies ihn darauf hin, dass er mir ja auch nicht geholfen hätte, und schon war alles gut.

Im Gegensatz zu gestern war die Situation zu keiner Zeit angespannt, wahrscheinlich, weil ich viel freundlicher und aufgeschlossener war, nicht so müde und grantig. Und nach dieser grandiosen Szene blieb mir überhaupt nichts anderes übrig, als weiter zu fahren, denn alle wussten, dass ich zu den Steinschnitzern wollte. Es wäre gelogen, wenn ich behauptete, dass ich ohne mit den Ohren zu wackeln durch die Mondlandschaft fuhr – im Gegenteil, die Wackelohren haben zwei riesige Beulen in den Helm gemacht. Aber zum einen fuhr ich und kehrte nicht um, und zum anderen blieb die richtige Seite unten, der Lack oben.

Auch nach einigen Kurven, als das Ganze noch schlechter wurde. Ich hätte das ja für unmöglich gehalten, dass da eine Steigerung möglich ist. Ja, und da waren dann die Steinschnitzer, die Frauen sitzen den ganzen Tag da und polieren die vorgefertigten Teile mit Sandpapier und Wasser. Für die Rückfahrt fand ich eine andere Strecke, die marginal besser war. Und jetzt bin ich wirklich stolz, denn da war ich gut.

Dann wollte ich nach Homa Bay, am Victoria See, um mich von ihm zu verabschieden, still am Ufer zu sitzen, nachzudenken, oder so. Daraus wurde nichts, denn Paul meldete „Lampf“ und das bedeutet bei ihm, dass das Birndl im Scheinwerfer kaputt ist. Homa Bay ist ein größeres Städtchen, also erwartete ich eine große Tankstelle, ein Autohaus oder so. Gleich bei der Einfahrt war eine Mofawerkstätte.

H 7 als Bezeichnung für die Birne war ein Fremdwort und sowas hatten sie auch nicht. Sie gaben mir einen jungen Mann mit, der voraus fuhr in den Stadtteil, in dem die Autoreparaturen waren – auf offener Straße, direkt vor den Geschäften, die die Teile verkauften. Erst der fünfte Laden hatte H7 und dann schlug der junge Mann vor, dass ich die Birne gleich einbauen sollte. Ich hab mich am Handbuch festgeklammert, war innerhalb von Sekunden von 20 Männern umringt, die mir alle Ratschläge gaben, und ich konnte mich nicht mehr rühren.

Einer war besonders aufdringlich, wollte dauernd ran und aus schierer Verzweiflung ließ ich ihn. Und siehe da, er war wirklich geschickt, baute die Lampe ein und aus, 4 Euro später war alles ok. Inzwischen war es 15.30 und ich wollte nur noch unter die Dusche und etwas zum Essen.